DIVUS BERLIN: MOSES REISENAUER ZEHN GEBOTEN | ausstellung
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MOSES REISENAUER ZEHN GEBOTEN | ausstellung

13.12.2013 19:00 - 05.01.2014

DIVUS BERLIN | en cs de

Moses Reisenauer in germany at Last!

Připravujeme Mojše Reisenauera "Sedmero hříchů" s občasnými komentáři, zdarma pro bohaté a chudé.

Pavel Reisenauer: DIE ZEHN GEBOTE

Eine Ausstellung von vergrößerten Drucken von Moses Reisenauers Taschenausgabe der Zehn Gebote mit gelegentlichen Kommentaren und einer Aussicht auf die Sieben Todsünden.

 

Böhmen und Mähren Kunst – Bericht aus dem Ausguss Europas

Tschechien ist das Gegenteil aller realen und erdachten unwirtlichen Gegenden. Es gibt hier nichts, was Ehrfurcht vor der Natur oder Schauder vor den Elementen erregen könnte. Es ist einfach reizend. Es ist wie ein vergrößerter Steingarten aus einer Vorstadtgrünanlage – wenn Sie ähnliche Anlagen in Deutschland haben, werden Sie sich ein Bild davon machen können. Tschechien ist ehemaliger Bestandteil eines heute schon wieder untergegangenen, vielfach dysfunktionalen Staates, der auf seine Auflösung und sein Versagen hingelebt hat. Die vorletzte Wiederbelebung des Gebildes, die sich im Austausch gegen das Leben eines Juden, Leopold Hilsner, vollzog, war Auslöser des Zweiten Weltkrieg. Wenn es die Tschechoslowakei und später Tschechien nicht gegeben hätte bzw. nicht gäbe, könnte man eine Autobahn von Berlin schnurgerade nach München bauen, die Welt würde den Begriff humanitäres Bombardement nicht kennen und Roboter hießen immer noch Automaten. Die bedeutendsten Personen der tschechischen Geschichte sind der Tatíček (das Väterchen T.G. Masaryk), ein drittklassiger Philosoph in Reithosen umgeben von nackten Kindern, Hitler, der Herr Werich, die doppelköpfige Bestie Klavel und der Agent 009 Švarcumberk

Sprechen wir also lieber einfach von dieser verfluchten Gegend, ohne einen bestimmten Namen zu verwenden, sprechen wir von einem gleichsam durch Meteoriteneinschlag ausgehoben Krater, dessen Rand natürlichen Schutz aber auch Isolation bedeutet. Das Wasser der Flüsse läuft aus ihm hinaus wie aus einem gesprungenen Topf – schmutzig, sauer und dampfend, wenn die Tschechen zur Stromerzeugung wieder einmal alte Lumpen verbrennen, die sie aus den den günstig von den reichen Deutschen erstandenen Abfallhalden klauben. Die Tschechen sind die einzigen unter den Slawen, die ihre Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu verleugnen suchen. Lieber erteilen sie Schmalz gesalbten Hauptes Ratschläge, bis sich die Hyänen vor Lachen biegen. Sie hassen die benachbarten Stämme mit Ausnahme der Roma , die sie für Nachfahren der Rumänen halten, die 1968 die Teilnahme an der Okkupation des Kraters verweigerten. Die Roma müssen nicht arbeiten, können trinken, tanzen und vulgäre Reden in ihrer eigenen Sprache führen. Die Tschechen tanzen nicht. Und Fremde sind allgemein unbeliebt – außer den Amerikanern, denen sie zwar nie begegnet sind, aber deren Fahne sie mögen.

Und selbst wenn es in solch einem Milieu Kunst in etwa so gut gedeihen kann wie im Gazastreifen, taucht doch von Zeit zu Zeit ein Künstler auf, der bereit ist der schleimigen Bewunderung der ungebildeten und perfid-profanen Einwohner zum Trotz öffentlich zu arbeiten. Einer dieser öffentlichen aber zugleich sich verbergenden Künstler ist Pavel Reisenauer.

 

Mürrischer Einzelgänger, skeptischer Mystiker und Christ in Bedrängnis

„Pavel Reisenauer wurde am 7.10.1961 in Prag geboren, wo er bis heute lebt. Nach dem Abitur durchlief er verschiedene Beschäftigungen (er arbeitete u.a. als Heizer und Nachtwächter), während deren Verrichtung er sich der Malerei widmen konnte. Er hat drei Töchter. Seit dem Jahr 1991 bis zum heutigen Tag ist er Angestellter der Zeitschrift Respekt. Er hat das Buch 209 Zeichnungen und 39 Bilder herausgegeben. Er hat einige Male ausgestellt und, damit er der Versuchung nicht noch einmal unterliegt, hat er sich unlängst eine Profilseite im Internet eingerichtet“, der auch dieser kurze Lebenslauf entnommen ist (www.pavelreisenauer.cz).

Ähnlich wie die Webseite unterteilt sich Reisenauers Schaffen in zwei Bereiche. Der erste umfasst die Illustrationen für die Zeitschrift Respekt, die Samstagsbeilage Orientace der Tageszeitung Lidove noviny und Buchillustrationen für verschiedene Verlage. Durch seine Illustrationen – mit ihrem charakteristischen Stil und dem unerbittlichen Humor - ist er in Tschechien der breiten Öffentlichkeit bekannt, wenn auch nicht immer mit Namen so doch über die Titelseiten der Magazine in den Auslagen der Zeitungstände. Der zweite Bereich das sind die Zeichnungen  und Gemälde, die ohne Auftrag entstanden sind und dank derer wir den Künstler in seiner eigenen Welt erleben können: „Denn dort, wo die Einsamkeit beginnt, da endet der Markt; und wo der Markt endet, da endet auch der Lärm der großen Schauspieler und das Geschwirr der giftigen Fliegen.” UFOs, Totenreich, Vorstadtlandschaften, Töchter, unangebracht positionierte Tiere, Sex, Alkohol und vor allem Einsamkeit. Auch die Straßen des vom Künstler geliebten Viertels, Prag-Nusle, wohin Touristen und Investoren noch kaum gelangen, weswegen dort Außenseiter und verwitterte Mietshäuser bisher im Stadtausverkauf überleben. In den letzten Jahren arbeitet Reisenauer am liebsten an Zyklen, die ihm mehr Raum geben und eine Einheit von Thema, Technik, Farbgebung und Stil ermöglichen. So entstanden am Computer die Zeichnungen zu Desatero přikázání / Die zehn Gebote und Sedmero hříchů / Die sieben Todsünden und in Tempera ausgeführt die Zyklen Ulice / Straßen und Nusle.

 

Eine Heimsuchung täglich

Dieser der Öffentlichkeit erfolgreich ausweichende, nur ausnahmsweise ausstellende Künstler hat sich entschlossen, seine Zehn Gebote (Desatero přikázání) in sehr persönlicher Ausarbeitung nach Berlin zu bringen. Den Fundus an grundlegenden Geboten, denen sowohl Juden und Christen (in der Version des christlichen Katechismus) zu folgen haben, hat er nach seinem Bild geformt, von der Höhe der kirchlichen Diktion auf den Boden seiner Realität geschleudert: als Gott tritt Superman auf, verödete Vorstadtstraßen ziehen die Strafe Gottes auf sich, das ICHTHYS-Symbol auf eine Autohaube gesprayt, die beinamputierte Mutter im Rollstuhl zum Ausflug ausgefahren, Spuren eines Selbstmords (der viel eher droht als ein Mord), ein mehr schlecht als recht gezeichneter Penis, der die Venus attackiert, der schwarze Abdruck einer Hand auf dem ausgeraubten Haus, der Totenschädel mit den verwachsenen Lippen, wie aus einem Massengrab hervor geholt, eine Frau als kindisch herausgeputzter und romantisch verliebter Affe, für die Passanten vielleicht schon nicht mehr sichtbare weil ins übermenschliche aufgeschossene Mafiosi ...  Zu dem offenbaren Bedürfnis sich mit zwei so zentralen und traditionellen christlichen Themen wie Geboten und Sünden zu beschäftigen, sagt Reisenauer: „Weil ich letzten Endes ein Christ bin, vor allem in der Bedrängnis“.

 

Fortsetzung folgt ...

Und das ist erst der Anfang. Schon ist der nächste Zyklus in Vorbereitung. Sedmero hříchů / Die sieben Todsünden werden in Berlin ab dem 31.Januar 2014 zu sehen sein.

Pavel Reisenauer wird in Berlin seinen neusten und bisher nicht ausgestellten Zyklus mit dem Titel Sedmero hříchů (Die Sieben Todsünde) präsentieren. Mit diesem Thema wendet sich Reisenauers kritischer und ironischer Blick ihm selbst zu. Das Thema erfordert einige Vereinfachungen gegenüber früheren Zyklen: auf quadratischen Format sind die Zeichnungen vor weißem Hintergrund in schwarzen Tönen zu sehen, hervorgehoben sind allenfalls in teuflischem Rot finstere, unheilverkündende Details, der einzige Verweis auf vorangegangene Zyklen. Gegenstand der digitalen Bilder ist bis auf eine Ausnahme der Künstler selbst. Seine Gestalt bewegt sich allein in Begleitung seines Schattens in einem Raum ohne Kulissen, nur mit Symbolen oder Attributen der jeweiligen Sünde: ein stolzer Magier oder besser betrügerischer Gaukler der Nichtigkeit im abgerissenen Schlafrock und abgetragenen T-shirt; ein abgehetzter geldgeiler Sonderling, ein geifernder Träumer, voller Gier auf das, was für ihn unerreichbar bleibt, ein freudloser und nicht besonders anziehender Lüstling mit einem erstaunlich wenig begehrlichen Gesichtsausdruck, ein Säufer, der sich in seine Flasche verwandelt hat, ein öder Eigenbrötler und gnadenloser Zyniker, in dem Stolz mit Unsicherheit und mystischer Glaube mit Desillusionierung, Skepsis und Resignation kämpfen: das letzte Bild zeigt uns den Meister in einer Stellung, die er wohl selbst am liebsten einnehmen würde und wenn möglich dauerhaft.

Ivan Mečl (die hässlichen Passagen) und Olga Sixtová (die schönen Passagen)

 

Pavel Reisenauer in Umelec magazine
Pavel Reisenauer in Divus Pragerkabarett

SMRT PO ŽIVOTĚ
Life After Death

 

Mit Unterstützung des Tschechischen Zentrums Berlin:
  MKČR





13.12.2013 19:00 - 05.01.2014

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