Zeitschrift Umělec 2005/2 >> Reaktion auf Jiří Ptáčeks Artikel "Insiders inc" (Umělec 1/2005) | Übersicht aller Ausgaben | ||||||||||||
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Reaktion auf Jiří Ptáčeks Artikel "Insiders inc" (Umělec 1/2005)Zeitschrift Umělec 2005/201.02.2005 Gabriela Bukovinská-Kotíková | kommentar | en cs de |
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Jiří Ptáček schrieb eine kritische Rezension in der Zeitschrift Umělec über die Insiders-Ausstellung, die zu Beginn des Jahres im Haus der Herren von Kunštát in Brno, und im Frühling in der Galerie Futura in Prag veranstaltet wurde. Der ausschliesslich kritische Ton der Rezension und die Argumente, auf die sie sich stützt, sind insgesamt nicht überzeugend. Pavlína Morganová, die Kuratorin der Insiders-Ausstellung, arbeitete für mehrere Jahre im Wissenschaflichen Forschungszentrum der AVU, der Akademie der bildenden Künste in Prag, das 1997 gegründet wurde. Unter der Leitung von Jiří Ševčík ist dieses Zentrum eine der wenigen tschechischen Institutionen, welche die zeitgenössische tschechische Kunstszene systematisch dokumentiert hat. Aufbauend auf dieser Forschung bereitete Pavlína Morganová die retrospektivisch kuratorische Austellung vor, welche auf bestimmte Tendenzen hindeutet, die der tschechischen zeitgenössischen Kunst der 90er Jahren immanent waren, wie z.B. das Interesse am alltäglichen Leben, billigen und nicht dauerhaften Materialien und der Nutzung von Haushaltsgegenständen um „recycelte Kunst“ zu kreieren. Der Ausstellungskatalog befaßt sich ausführlich mit dem Thema.
Jiří Ptáček befasst sich mit dem Thema der Ausstellung und hält den Term „Insiders“ für unpassend. In seinem Text behauptet er: „Der Fakt, dass es in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhundert zu einer Abkehr von monumentalen Projekten und zur Annäherung an eine Ästhetik der Billigmaterialen und des DIY (Do-it-yourself) gekommen ist, ist allgemein bekannt und bereits unzählige Male reflektiert worden...“. Daraus folgt, dass er das Thema zwar versteht, es aber für weitreichend bekannt hält und deshalb für eine selbständige Ausstellung nicht interessant. Das ist nichtsdestotrotz ein armes Argument, weil die auf der Ausstellung repräsentierten Künstler bisher zumeist in kleinen, nicht kommerziellen, alternativen Orten oder in kleineren staatlichen Galerien ausstellten, die nicht regelmässig von breitem Publikum frequentiert werden. Nun wurden diese „älteren“ Werke in einem anderen Kontext zusammengestellt und gezeigt - in Brno in einem grossem Staatlichen Museum, welches häufig von einer breiten Öffentlichkeit besucht wird, in Prag in einer grossen privaten Galerie. So entstand die Möglichkeit zu einem direktem Vergleich der Werke mitereinander; dies war die Hauptabsicht der Kuratorin. Für so eine Retrospektive war die Präsentation in Brno wirklich bedeutend; schade ist, dass diese Rolle in Prag kein Staatliches Museum übernommen hat. Im Brünner Haus der Kunst wurde die Ausstellung möglicherweise nur dank der aufgeklärten Leitung des Direktors Marek Pokorný realisiert, der sich nicht scheute, die frische Retrospektive und ihre junge Kuratorin zu unterstützen. Weitere Vorwürfe des Autors richten sich gegen die Vertretung oder besser Nicht-Vertretung bestimmter Künstler. Diese Frage ist in sich schwierig, weil ein Kurator im Falle einer thematischen Ausstellung keine breite Übersicht einer gesamten Künstlergeneration aufstellen muss, sondern im Gegenteil nur eine Auswahl bestimmter Werke, um die gegebene Idee spezifizieren. Dementsprechend handelt es sich um eine zum Teil subjektive Auswahl, die entweder vergrößert oder verkleinert werden kann. Es gibt natürlich Ausnahmen im Falle bekannter Künstler, die nicht in die Konzeption passen und deswegen nicht vertreten sind. Jiří Ptáček erwähnt richtigerweise Federico Díaz und Jiří Černický, die ausserhalb der beobachteten Sphäre stehen. Das bedeutet aber nicht, dass das Thema der Ausstellung, so wie es formuliert und definiert wurde, in der Periode nicht von Bedeutung war. Zum Schluß erwähnt der Autor die Ausstellung 99CZ, die in den Räumen einer ehemaligen Fabrik auf dem Wenzelsplatz und im Gebäude des Bahnhofs Vyšehrad von Milan Salák, Jiří David und Jan Kadlec vorbereitet wurde. Er zitiert es als Beispiel dafür, wie eine Ausstellung den Reichtum der späten 90er Jahre mit all seinen möglichen Begrenzungen und Gefahren am besten zeigen kann, und schlägt sogar ihre Rekonstruktion an Stelle der Insiders vor. Diese Argumentation ist irgendwie ungewöhnlich. Obwohl diese Projekte sich als extrem erfolgreich herausstellten, waren die kuratorischen Ziele meiner Meinung nach verschieden von der Absicht, die Pavlína Morganová definierte. Die 99CZ mit ihrer Anzahl und dem Spektrum präsentierter Künstler war mehr eine Biennale. Als Ausstellung mit einem anderen Ziel kann sie nicht mit den Insiders verglichen werden. Die Ausstellung sollte als eine mögliche Interpretation der tschechischen Kunst der späten 90er Jahre betrachtet werden, als ein klar definierter spezifischer Moment, der bis heute in der tschechischem Gegenwartskunst eine wichtige Rolle spielt. In diesem Zusammenhang wäre es interessant, die Tendenzen dieser Periode mit Ausländischer Kunst zu vergleichen, weil so ein Vergleich immer noch fehlt. Alles in allem betrachte ich diese Ausstellung als ein wichtiges Ereignis, dessen Bedeutung selbsterklärendend ist. Dies wird durch den begleitenden Katalog bestätigt, der mit seinen sachlichen Texten und dem präzisen Ausstellungsverzeichnis in Zukunft eine Grundlage für nützliche Diskussionen und eine bedeutende Quelle weiterer Forschungen sein wird.
01.02.2005
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