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Daniela Baráčková
Zeitschrift Umělec
Jahrgang 2007, 2
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Daniela Baráčková

Zeitschrift Umělec 2007/2

01.02.2007

Jiří Ptáček | vorgestellt | en cs de es

Ende des vergangenen Jahres wurde Daniela Baráčková Opfer des kulturellen Boulevards, als ihr Lehrer Jiří David auf die Ähnlichkeit ihres Videos mit dem Projekt Replaced von Barbora Klímová hinwies. Die Aufnahme auf einer belebten New Yorker Straße, bei der Baráčková die Arme ausbreitet ähnlich wie Jiří Kovanda drei Dekaden zuvor in Prag, ähnelt tatsächlich den Remakes von fünf Performances, für die Klímová den Jindřich Chalupecký Preis erhielt. Das genügte Jiří David, um Klímovás Projekt als Plagiat zu bezeichnen. Obwohl sich diese Beschuldigung als unbegründet erwies, verhalf die Sache Baráčková zu unerwünschten Ruhm. Unerwünscht deshalb, weil sie interessantere Werke geschaffen hat.
Während ihres Studiums an der Prager Akademie für Kunst, Architektur und Design (VŠUP) beschäftigte sich Baráčková (1981 in Boskovice geboren) mit dem Anbringen von Texten an öffentlichen Plätzen. Auf Häuserwände außerhalb der Stadt schrieb sie Aussprüche, wie wir sie von klein auf hören, die wir für weise halten, und dabei im besten Fall allmählich darauf kommen, dass sie nur die Macht des allwissenden, bäuerlichen Verstandes fixieren („Da kann man nichts machen“, „Niemand wird vom Leben verwöhnt“ u.a.). Zur Abwechslung brachte sie auf Jagdhochsitzen kurze Sätze an, die mit waidmännischen Wertvorstellungen zusammenhängen.
So bildete sie ihren Sinn für Ironie aus und setzte ihn bald in Videoarbeiten um. In den Aufnahmen Carrefour (2005) oder Gedenktafel (Pamětní deska, 2006) verwendete sie eine versteckte Kamera in Situationen, in denen Menschen sich selbst bei Dummheiten und Spießigkeiten ertappen. In beiden Videos fand sie dieses authentische „Beweismaterial“, das andererseits schon zu sehr den Zuschauererwartungen entsprach.
Von der direkten Ironie Abstand zu nehmen, gelang ihr freilich erst mit ihren inszenierten Videos. Diese sind zudem kurz und auf eine sehr einfache Handlung konzentriert. Die Künstlerin behält sich darin immer die Hauptrolle vor. In Wir erinnern uns (Vzpomínáme, 2005) beispielsweise imitiert sie einen Fingersatz für Klavier auf einem steinernen Mäuerchen unter einer Gedenkvitrine. In Sichel (Srp, 2005) mäht sie lange Zeit das Gras in dem Winkel zwischen zwei Wänden, und das chaotische Bild im Video Gummistiefel (Gumák, 2005) wiederum zeigt, wie sie mit einem Gummistiefel über einen Bach springt. Auf einem bizarren erotischen Erlebnis aus ihrer Kindheit beruht das statische Video Tramp (2005).
Gerade in diesen Videos ersetzt Baráčková die Ironie durch einen dunklen, eisigen und doch situationsbezogenen Humor. In der alltäglichen Wirklichkeit muss sie jetzt keine absurden Situationen mehr finden, sondern es genügen Aufforderungen zum Handeln. Auch wenn diese Videos irgendeinen Anlass oder ein Ziel haben, noch nicht einmal sie muss diesen kennen. Vielleicht bildet nur Tramp eine Ausnahme: Denn dem Mann, der irgendwann nachts zu der Hütte im Lager kam und mit einem ledernen Handschuh den nackten Körper des Mädchens streichelte, ist das Video als Nachricht ins Jenseits gewidmet.
Hier haben wir vielleicht einen Hinweis, der uns diese Filme etwas besser verstehen lässt. Sie haben etwas Alltägliches - wie auch eine Kamera zu besitzen alltäglich ist. Diese verändert unsere Möglichkeiten, die Dinge um uns wahrzunehmen, und sie fügt die Möglichkeit hinzu, „etwas für sie zu machen“. Warum sind aber die Videos Baráčkovás nicht bei YouTube zu sehen wie tausende anderer, die „für sie gemacht“ wurden? Wahrscheinlich deshalb, weil sie trotz allen Humors auch ernste Aussagen enthalten. Die Sphäre der unendlichen, virtuellen Unterhaltung würde sie entwerten und ihnen die Chance nehmen, das morbide Spiel anders denn als pathologisches Symptom zu führen und den Alltag anders denn als Banalität... vielleicht vielmehr als Bedürfnis, ein Stück von sich selbst zu erkennen und ein Stück dessen, was wir als „über einander“ bezeichnen.
In dieser Hinsicht ist das Video Pavel und der Plattenbau (Pavel a panelák, 2006) vielversprechend. Es folgt der Tendenz des Observierens von Carrefour und Pamětní deska. Zu dem Mann im Trainingsanzug, der zu den Klängen des Radios sonderbar wippt, muss sich auch Baráčková nicht ironisch verhalten. Sie beobachtet ihn ebenso aufmerksam wie den Wind, der die Pappeln krümmt, und die glänzende Kacheloberfläche des Hochhauses aus der Zeit der Normalisierung. Mir scheint, es könnte eine interessante Videokünstlerin aus ihr werden. Unlängst fing sie an zu malen.







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