Zeitschrift Umělec 2008/2 >> Hybridraum. 7 instrukcí pro město dneška | Übersicht aller Ausgaben | ||||||||||||
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Hybridraum. 7 instrukcí pro město dneškaZeitschrift Umělec 2008/201.02.2008 Folke Köbberling / Martin Kaltwasser | stadtraum | en cs de es |
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Hybridraum – 7 Anleitungen für die Stadt von heute, 2007 Installation mit zwei Videoloops, »Hybridraumverschiebung«
(9 Min.) und »7 Anleitungen für die Stadt von morgen« (10 Min.), Gebrauchsanweisungen zum Mitnehmen und Bauwagen, geparkt am Hansaplatz Über einen Zeitraum von mehreren Monaten haben Kaltwasser/Köbberling in einer Serie von Interventionen die materiellen, sozialen und ideellen Ressourcen des Hansaviertels aktiviert. Dabei haben sie u. a. die Konzeptionen von Gemeinschaftsräumen und öffentlichen Grünflächen interessiert, die für die Planung des Areals zentral waren. Ein Bauwagen, der nur gemeinschaftlich verschoben werden kann, stand als mobile Einheit und offener Raum zur freien Nutzung im Mittelpunkt des Projektes. Für die Dauer der Ausstellung war der »Hybridraum« auf dem südlichen Hansaplatz in unmittelbarer Nähe zur Bibliothek geparkt und als Ausstellungsraum zu besichtigen: Die 12 Quadratmeter wurden von unterschiedlichen Personen und zu unterschiedlichen Zwecken genutzt (u. a. als Wohn-, Büro-, Bastel- oder Fernsehraum) – ohne jede Form von Vandalismus. In der Akademie der Künste wurden die auf Video dokumentierten Aktionen mit dem Bauwagen gezeigt. Die aus vorgefundenen Materialien gebaute Sitzlandschaft verband den Innen- und Außenraum der Akademie. Anleitung 1 Grünflächen sind bewusst als Teil, als lebendiger und funktionsfähig erhaltener Teil der Landschaft anzusehen. Der Platz der Morgenröte befindet sich im südlichen Hansaviertels zwischen dem Wohnhochhaus der schwedischen Architekten Jaenicke/Samuleson und dem Alvar Aalto Hochhaus, der Bibliothek und dem südlichen Eingang des U-Bahnhof Hansaplatz. Der Platz ist ein idealer Treffpunkt. Wir veranstalteten im November 06 in Zusammenarbeit mit der BSR einen Sperrmülltag, an dem alle BewohnerInnen ihren Sperrmüll kostenlos entsorgen konnten. Die Veranstaltung wurde sehr gut angenommen, und so wurden viele der hergebrachten Gegenstände von anderen BewohnerInnen wieder mitgenommen. Wir selber benutzten viele Materialien für den Ausbau des Hybrid-Bauwagens (Anleitung 2) Anleitung 2 Die Wohnung muss der längeren Freizeit größere Möglichkeiten bieten. Sie wird größer, differenzierter und variabel sein müssen. Die Wohnung muss größer sein, sie muss einen Bastelraum und sie soll einen Hausgarten aufweisen. In den 50er Jahren ging man noch davon aus, dass der Mann zur Arbeit aus dem Haus geht und die Frau zu Hause bleibt. Heute arbeiten viele freiberuflich Tätige zu Hause. Für diesen Lebensentwurf sind die Wohnungen im Hansaviertel zu klein, auch für einen Bastelraum gibt es nicht genug Platz. Oscar Niemeyer und andere Architekten des Hansaviertels hatten in ihren Gebäuden Gemeinschaftsräume geplant, die BewohnerInnen gemeinschaftlich nutzen können. Diese Idee funktionierte im Hansaviertel aber nicht. Unser Hybrid-Bauwagen, den wir zusammen mit BewohnerInnen des Hansaviertels vor Gebäuden parkten, die Gemeinschaftsräume aufwiesen, soll die Diskussion um Gemeinschaftsräume und die dahinter liegenden Ideen neu entfachen. Darüber hinaus nutzten wir selber den Hybrid-Bauwagen als Werk- und Bastelraum, für Spielabende, Treffen und als Gästeraum. Anleitung 3 Der Freiraum als erweiterter Wohnraum. Soziales Grün statt Repräsentationsgrün. Möblierung der Gärten und Freiräume mit Bänken und Tischen – eingerichtet wie Innenräume. Das Hansaviertel hat in den letzten drei Jahren viele seiner einstmals attraktiven Sitzbänke verloren. Einige BürgerInnen des Hansaviertels veranlassten deren Demontage, damit diese nicht mehr als Verweilort für Obdachlose und andere Randexistenzen dienen. Unser 1:1-Holzmodell einer der abmontierten Bänke stand neben der Skulptur von Hans Ullmann, die einst von drei Sitzbänken umrahmt wurde. Unsere schlichte Holzbank wurde sehr gut von der Bevölkerung angenommen, sie war fast permanent von verschiedensten Menschen besetzt. Die Bank stand drei Wochen, danach wurde sie von Unbekannten entfernt. Anleitung 4 Keinesfalls aber darf Verkehr den Menschen stören, sei es durch Lärm, Staub oder hektisches Getriebe.Die Elemente der Stadt sind so zueinander zu ordnen, dass Fahrverkehr möglichst vermieden wird. Die neue Stadt ist eine Fußgängerstadt. Die Altonaer Straße, eine vierspurige Hauptverkehrsachse, ist eine »Rennstrecke«, wie schon 1957 in einem Bauweltartikel »Die kleine Öffentlichkeit in der Stadt« befürchtet wurde. Nur war damals das PKW-Aufkommen in Deutschland nicht vergleichbar mit der heutigen Situation. Nur durch die Eventkultur im Tiergarten kommt es gelegentlich zu Sperrungen der Altonaer Straße. Dann lässt sich das Hansaviertel sogleich anders wahrnehmen. An diesen Tagen merkt man erst, wie wunderbar das Hansaviertel funktionieren könnte, wenn es, wie eigentlich geplant, eine Fußgängerstadt wäre. Anleitung 5 Ein Teil der Dachfläche wird als ein den Mietern zur Verfügung stehender Freiplatz ausgebaut. In den obersten Etagen sollten alle BewohnerInnen in den Genuss kommen, von ganz oben auf das Hansaviertel schauen zu können. Die von den Architekten des Hansaviertels geplanten gemeinschaftlichen Räume, wie Wasch-, Aufenthalts- und Kinderräume, blieben aber nicht nur ungenutzt, sondern sind in den letzten Jahren privatisiert worden. Wir boten Führungen in den zum Verkauf stehenden Waschraum mit Dachterrasse in der 9. Etage des Hochhauses von Jaenecke/Samuelson an, denn von hier aus kann man den Blick auf die südliche Seite des Hansaviertels genießen. Die riesige Gemeinschaftsetage im Oscar Niemeyer Haus bietet einen wunderbaren Ausblick auf das Alvar Aalto-Hochhaus und das Jaenecke/Samuelson-Gebäude. Anleitung 6 Die Grünfläche wird unter dem Primat der Erholung gärtnerisch, landwirtschaftlich und forstlich gemacht.Die produktiv genutzten Grünflächen sind Träger der frischen Nahrung für die Bevölkerung. Brombeersträucher findet man meistens auf abseitigen, sich selbst überlassenen Gegenden, wie an Bahndämmen, Brachgrundstücken und in Wäldern. Erdbeeren hingegen brauchen viel Sonne und Pflege. Mit unserer Bepflanzung zeigen wir Orte, die sowohl sonnig als auch verborgen sind. Anleitung 7 Der Freiraum als erweiterter Wohnraum. Hauptfunktion des sozialen Grün sollte die aktive Nutzug durch Bürger aller Schichten und Altersstufen zum Sport, zur Erholung, zum Spiel und zur Ruhe sein. Viele Grünflächen des Hansaviertels sind immer noch mit Schildern wie »Betreten der Rasenfläche verboten« versehen. Abends und nachts sind die Straßen des Hansaviertels wie leergefegt. Freiflächen werden hauptsächlich zum Parken von PKW genutzt. Mit dem Standort des Hybrid-Bauwagens auf verschiedenen Parkplatzen und auf dem »Platz der Morgenröte« boten wir Basketball, Open-Air-Kino und ein Straßen-Schachspiel an.
01.02.2008
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