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Martin Sedlák
Zeitschrift Umělec
Jahrgang 2008, 1
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Martin Sedlák

Zeitschrift Umělec 2008/1

01.01.2008

Jan Zálešák | profil | en cs de es

Mährische Galerie Brünn, Atrium des Pražák Palasts, 11. 10. 2007 – 27. 1. 2008

Auf Objekte des slowakischen Künstlers Martin Sedlák (*1978) traf ich zum ersten Mal im barocken Speicher der Burg Klenová, wo sie im Rahmen eines Überblicks über die Finalisten des Start Point Preises 2005 präsentiert wurden. An diesem Ort, an dem ich nicht mit einer Konfrontation mit Kunst gerechnet hätte, nahm mich das Licht gefangen, das aus dem Raum hinter dem verschalten Fenster zu kommen schien. Erst beim Nachforschen, woher das Licht eigentlich kam, stellte sich heraus, dass der Raum „dahinter“ nur eine vom Licht hervorgerufene Illusion war. Ohne in sein Werk irgendwelche symbolischen oder „literarischen“ Bedeutungen zu legen, gelang es Sedlák auf der Burg Klenová, im Betrachter (oder zumindest in mir) nicht nur Neugier, sondern auch so etwas wie eine Sehnsucht nach Transzendenz zu wecken. Dabei ließ sich seine Installation auch als witzige Glosse zu den spezifischen Regeln des Ausstellens und der Rezeption künstlerischer Werke lesen.
In der Mährischen Galerie arbeitet der Künstler nicht mit einem derartigen Moment der Überraschung. Vier Objekte sind rings um einen abgedämmerten, aber nicht vollkommen dunklen Raum verteilt. Zwei von ihnen, Zoro 2 (2007) und Zoro 3 (2007), entwickeln ein Motiv, das in den Lichtinstallationen des Künstlers von Beginn an vorhanden war: eine Tür – in diesem Fall eher ein kleines und ein großes Tor. Ähnlich wie in Klenová verbindet Sedlák technologisch ausgereifte Materialien (elektrolumineszierende Folie) mit Konzepten aus Land und Landwirtschaft. Das verwendete Motiv wird hier noch durch Konnotationen mit dem berühmten Helden verstärkt. Zorro ist so etwas wie ein ländlicher Ritter; er verkörpert die Verbindung von hoch und niedrig, fein und grob. Die Kombination von Zorros „Z“ – das für die Generation, die in der von den Hollywood-Blockbustern massierten, visuellen Kultur aufgewachsen ist, mit der bravourösen Fechtgeste von Antonio Banderas verbunden ist – mit der rustikalen Morphologie von Stall und Koben ruft sicherlich ein leichtes Lächeln hervor.
Einen ähnlichen, elegant subversiven Charakter weist auch ein zweites Paar von Objekten auf. Die zwei leuchtenden „Pfützchen“ in einer Ecke der Galerie (Nehoda [Unfall], 2006) leuchteten bei meinem Besuch leider nicht, so dass ich lediglich auf der Grundlage der Fotodokumentation auf den Web-Seiten der Mährischen Galerie urteilen kann. Danach sieht es so aus, als ob die Unmittelbarkeit der Wahrnehmung, die sich auf den trompe l’oeil-Effekt [Illusionismus, wörtl. Augentäuschung] gründet, auch in diesem Fall (genauso wie bei den oben erwähnten Arbeiten) gegenüber einer kontextuellen Lesart zurücktritt. In dieser spielt der Titel der Arbeit eine wesentliche Rolle: Die zwei leuchtenden Objekte auf dem Fußboden verwandeln sich, hat man den Titel gelesen, mit einem Mal in das nahezu comic-haft explizite Bild eines Austritts von radioaktivem Material. Bei Nimbus (2007) setzte der Künstler ein etwas abweichendes Verfahren ein: Das leuchtende Band befestigte er nicht direkt an der Mauer, sondern an der Innenwand eines ellipsenförmigen Rahmens. Das Licht scheint also „hinein“ und füllt den vom Rahmen begrenzten Raum. Auch in diesem Fall ist für die Lesart des Werkes sein Titel entscheidend. „Heiligenschein“ ist hier freilich kein Attribut, beziehungsweise keine Folge der Außergewöhnlichkeit dessen, was in seiner Mitte ist. Im Gegenteil, der Lichtschein selbst gibt dem Raum innerhalb des Rahmens Bedeutung; überdies lässt er die Mitte ziemlich dunkel (leer). Der Nimbus, der zwar symbolisch die Leere umrahmt (tatsächlich aber die Wand der Galerie), lässt sich auch als individueller Beitrag zum traditionellen Thema der vanitas auffassen.
Einer derartigen Interpretation der Arbeiten Sedláks entgegen steht verständlicherweise das „unreflektierte“, sinnliche Erlebnis des in den abgedunkelten Raum vordringenden Lichts. Erst der magische Zauber des Lichts ruft Gefühle hervor ähnlich denen, die wir von den weitaus „reineren“ Lichtinstallationen beispielsweise von Dan Flavin, Olafur Eliasson oder aus Tschechien von Stanislav Zippe oder Pavel Korbička kennen. Martin Sedlák verbirgt dabei keineswegs den Zug des Selbstgebastelten, den seine Arbeitsmethoden zeigen (die Folien sind mit Klammern an der Wand befestigt; wo es nötig ist, sind sie mit Karton abgedunkelt); und es ließe sich sagen, dass die erwähnte „Magie“ eher ein gewisser Nebeneffekt ist, mit dem der Künstler jedoch sicher rechnet, denn sie trägt zum nicht eindeutigen und fein-ironischen allgemeinen Charakter der ganzen Installation bei.






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