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Magda Tóthová
Zeitschrift Umělec
Jahrgang 2011, 2
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Magda Tóthová

Zeitschrift Umělec 2011/2

01.02.2011

Milena Dimitrova | profil | en cs de

Mit Anleihen aus Märchen, Fabeln und Science-Fiction drehen sich die Arbeiten von Magda Tóthová um moderne Utopien, Gesellschaftsentwürfe und deren Scheitern. Persönliche und gesellschaftliche Fragen, Privates und Politisches werden behandelt. Die Personifizierung ist das zentrale Stilmittel für die in den Arbeiten stets mitschwingende Gesellschaftskritik und das Verhandeln von Begriffen, auf denen Normen aufbauen. Die Verhandlung von vorgefassten Vorstellungen und Begriffen beginnt damit, dass die Künstlerin Geschlechterrollen grundlegend verneint, in ihren Videos und Texten auf jene Tiere, die traditionell stark mit weiblichen Eigenschaften konnotiert sind, eine Schlange oder eine Spinne etwa, als „er“ referiert. So etwa in der Arbeit The Decision, in der die Schlange, „seiner“ Symbolhaftigkeit und Reduktion auf eine biblische Bedeutung müde geworden, die Entscheidung fasst, eben das, was „er“ verbildlicht, zu vernichten. Das geschieht vor allem, indem „er“ über persönliches Glück nachdenkt und die Traurigkeit und Leere „seines“ Lebens bemerkt.
In ähnlicher Weise steht ein Emanzi-
pationsprozess oder ein Akt der Selbst-
reflexion am Anfang der Geschichte, um die sich die Arbeit When coincidence began to doubt dreht. Die Gedanken zu der Personifikation des Zufalls kreisen um die Fragen, ob die Welt ohne den Zufall nicht ein besserer Ort wäre, auch wenn die Menschen sie für fair und vorurteilslos halten mögen.
Grundlegend für ihre Beschäftigung mit der Entstehung von Mythen (für die die Schlange steht) oder dem Essenzialismus, der dem Begriff des Zufalls zugrunde liegen kann, ist, dass Magda Tóthová die Welt als veränderbar betrachtet. Wenn es die Vorstellung von Zufall nicht gäbe und dieser Begriff nicht existierte, müssten wir all das, was wir sonst etwa als gegeben betrachten könnten, als gesellschaftliches Konstrukt anerkennen. Diese dekonstruktivistische Weltanschauung liegt allen Arbeiten der Künstlerin zugrunde und führt sie auch zu feministischen Fragestellungen. Ihren Standpunkt zum Thema Feminismus fasst Magda Tóthová in folgende Worte: „Wenn ich die Geschichte der Frauen der vergangenen 2 000 Jahre betrachte, fällt mir auf, dass beinah mehr als 1 900 Jahre für das „andere“ Geschlecht aus Einschränkungen bestanden, und manche Frauen für ein Stückchen Freiheit, die für Männer (außer männlichen Sklaven) selbstverständlich war, ihr Leben gelassen haben und dies an manchen Orten auch heute noch tun. Utopische Schriften, wie zum Beispiel Das Buch von der Stadt der Frauen von Christine de Pizan aus dem Jahr 1405, bildeten eine Möglichkeit, nicht nur eine strenge patriarchalische Gesellschaftsordnung in Frage zu stellen, sondern auch, Hoffnung und neue Ideen zu spenden. Das waren Notwendigkeiten. Ich dafür habe nicht das Gefühl, primär darauf hindeuten zu müssen, dass Frauen immer noch auf vielen Ebenen benachteiligt sind, sondern auf den Umstand, dass wir Menschen uns das alles selbst richten, unsere Gesellschaft sowie unsere Gesellschaftssysteme.“ Fragen des Feminismus werden in den Arbeiten immer wieder aufgeworfen, jedoch nicht vorrangig, denn über diesen Umweg thematisiert die Künstlerin die Möglichkeiten des Eingreifens in eine jeweils herrschende Ordnung. Die Pole „weiblich“ und „männlich“ dienen ihr als Werkzeug, um aktuelle und potenzielle Welten, Objektivität und Subjektivität, rationale und irrationale Kräfte, die herrschende und eine unrealisierte (aber eventuell mögliche) Ordnung zu bezeichnen.
Meist erschafft Magda Tóthová in ihren Bildern und Installationen dystopische Welten, die unserer Welt so ähnlich sehen, dass wir sie als Parallelwelten wahrnehmen könnten. Ihre Sicht auf die Welt als nur eine von vielen möglichen Versionen sowie die Beschäftigung mit Utopien und Dystopien führen die Künstlerin beinahe unausweichlich auch in das Genre der Science-Fiction. Ihre Arbeit Hell is forever beispielsweise basiert auf einem Roman des Science-Fiction-Autors Alfred Bester, in welchem der „Teufel“ fünf vom Leben und den Sinnesfreuden gelangweilten Personen anbietet, ihr eigenes Paralleluniversum zu erschaffen. Was sie jedoch erschaffen, sind Spiegel ihrer persönlichen Hölle. Magda Tóthová führt eine weitere Protagonistin ein, die jede negative Emotion aus ihrem geometrischen Universum verbannen möchte. Aber wie auch die Protagonisten aus dem Roman verliert sie sich in ihrem Vorhaben, auch ihr Versuch scheitert am menschlichen Versagen.
Die Installation Welcome to the black cube führt das Thema von Hell is forever in abgewandelter Form weiter. Hier bietet ein Unternehmen namens Ad Astra United das Entsorgen von negativen Emotionen in den Kosmos mit Hilfe einer schwarzen Box an. Die kleinformatigen Collagen, die diese Installation begleiten, lassen jedoch die Schwierigkeiten erahnen, die eine scheinbar so einfache Lösung mit sich bringen kann. Durch den inflationären Gebrauch der schwarzen Box, die zu einer Panazee (wenn man sie sich leisten kann) wird, schwingt in den Collagen aber auch Ironie mit.
Die Arbeiten von Magda Tóthová kreisen immer um einander ähnliche Themen, deren Zusammenhang sich aus ihrer Beschreibung nachvollziehen lässt: „Die Dystopien in meinen Arbeiten setzen sich aus allen möglichen Kulturformen und Wertesystemen zusammen, an denen mich besonders die Momente interessieren, in denen private Gefühle, wie Existenzzweifel, die Angst vor dem Fremden oder Depressionen, zu komplexen Staatsangelegenheiten mutieren. Einer der Gründe, weshalb sich so wenig in der Gesellschaft ändert, ist, dass wir gar nicht so recht wissen, was wir eigentlich ändern wollen. Das ist die Grundlage meiner Arbeit und eröffnet mir unendlich viele Gesellschaftsentwürfe, die uns immer wieder vor dasselbe Problem stellen – Ratlosigkeit und Stagnation.“ Weitere Geschichten erzählen die Arbeiten How a little terrorist lost his track, The golden eggs even more glittering revenge fantasy oder La preda in Details, die man erst nach und nach entdeckt.






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